In Buenavista Pachán, Chiapas, half der damalige Arbeitskreis Mexiko der Martin-Luther-Kirche, „Corazones para México“, eine Dorfschreinerei aufzubauen, um der Dorfgemeinde eine Zukunftsperspektive ermöglichen.
Inzwischen wurde die Schreinerei von der Dorfgemeinschaft in Betrieb genommen, das Projekt wurde damit 2012 beendet. Wie bei allen Projekten bemühen wir uns jedoch um regelmäßigen Kontakt, um einen nachhaltigen Einsatz unserer Spenden zu gewährleisten.
Standort der SchreinereiDas erworbene Grundstück liegt am westlichen Ortsrand von Buenavista Pachán, an einem der Zugangswege zum Ort. Es hat eine Fläche von 38 x 25 x 50 x 25 Metern, wobei die breiteste Seite an den genannten Weg anschließt. Das Grundstück war vollständig bewaldet, wurde von der Gruppe ”Una mirada más allá” unter Teilnahme von Frauen und Jugendlichen gerodet und ist jetzt auf drei Seiten von Wald umgeben.
Bislang wurden an der zum Wald gelegenen Rückseite des Grundstücks der Untergrund, die Rückwand, sowie die beiden Seitenwände für die Werkhalle fertiggestellt. Auf der vom Dorf abgelegenen Seite sind Untergrund und Grundmauern für einen kleineren Büroraum sowie einen Raum zur Nachbehandlung hergestellter Möbel (Lackieren etc.) entstanden. Nach vorne, zum Weg hin, soll die Werkhalle offen bleiben, um den nötigen Lichteinfall zu gewährleisten. Das Grundstück bietet ausreichend Fläche für eventuelle weitere Bauvorhaben in der Zukunft. Dabei ist an einen möglichen Gesundheitsposten gedacht, da die Bevölkerung der Ortschaft bisher ohne zuverlässige Gesundheitsversorgung lebt.
Eigentümer des Grundstücks und der entstehenden Gebäude ist die Gruppe “Una mirada más allá”, die innerhalb der gesamten Dorfgemeinde von Buenavista Pachán als eigenständige Einheit anerkannt wird. Die Gruppe besteht aus siebzehn Familien, etwa sechzig Personen, und besitzt einen eigenen rechtlichen Status durch ihre eingetragene Mitgliedschaft im Verband der “Agricultores de la Selva” (etwa “Verband der Bauern des Urwalds”). Die neue Schreinerei entstand als Initiative der Gruppe “Una mirada más allá”, sollte jedoch der gesamten Dorfbevölkerung sowie Nachbargemeinden zugute kommen.
In den bisherigen angemieteten Räumen einer alten und spärlich ausgestatteten Schreinerei arbeitete zu Projektbeginn ein ausgebildeter Schreinermeister mit zwei Gesellen und drei auszubildenden Gehilfen. Die neue Schreinerei wurde als Ausbildungszentrum für die Region konzipiert. Auch Frauen sollen sowohl beim Schreinern selbst, als auch bei Arbeiten wie Lackieren und beim Verkauf der Produkte involviert werden.
Sozialpolitischer Hintergrund
Die Dorfgemeinde Buenavista Pachán zählte zu Projektbeginn ungefähr 1300 Einwohner und liegt im Osten des mexikanischen Bundesstaates Chiapas, nicht weit von der Grenze zu Guatemala. 1994, zu Beginn der Zapatistischen Bewegung, hat sich nahezu die gesamte Gemeinde freiwillig zu den Zapatisten und deren Idealen bekannt, damals vergessen und enttäuscht von der Regierung und in der Hoffnung auf einen Ausweg aus ihren bis dahin trostlosen Lebensumständen.
Die völlig aussichtslose wirtschaftliche Situation und die Unmöglichkeit, vor Ort bezahlte Arbeit zu finden, konnte aber auch von den Zapatisten nicht grundlegend geändert werden, sodass nach wie vor und bis heute die Menschen gezwungen sind, sich außerhalb ihrer angestammten Region, vor allem in den USA, als illegale Arbeitnehmer zu verdingen.
Diese Art von Arbeitssuche war nun allerdings mit der zapatistischen Ideologie unvereinbar, sodass den Betroffenen keine andere Wahl blieb, als nach und nach, ebenso freiwillig, wieder auf ihre Zugehörigkeit zu der Zapatistischen Bewegung zu verzichten.
Heute zählt der Großteil der Einwohner von Buena Vista Pachan nicht mehr zu den Zapatisten und muss sich mit der örtlichen offiziellen Regierung arrangieren. Nur einige wenige Familien bekennen sich noch offen zu der Zapatistischen Bewegung. Die Gruppe „Una mirada más allá“ sah sich aus den genannten Gründen ebenfalls gezwungen, nach zwölf Jahren Zugehörigkeit auf ihre Mitgliedschaft bei den Zapatisten zu verzichten, wollte sich aber auch nicht den lokalpolitischen Zwängen der örtlichen Parteiführer unterwerfen.
Somit war sie alleine auf sich selbst gestellt und wurde von keinem der rivalisierenden Machtbereiche anerkannt oder unterstützt. „Una mirada más allá“ bezieht nach eigenen Aussagen ihre Kraft und Zuversicht aus dem Wort Gottes. Einige der Gruppenmitglieder wurden von der katholischen Kirche als Diakone ausgebildet und kamen als solche im Laufe ihrer jahrelangen Tätigkeit auch mit der Befreiungstheologie in Berührung.
Sie arbeiten heute unentgeltlich als geistliche und ideologische Führer der Gruppe. Die Einwohner der Gegend in und um Buenavista Pachán gehören zu der Ethnie der Tojolabales. Die ältere Generation spricht noch die Stammessprache. Die dreißig- bis vierzigjährigen verstehen noch Tojolabal, sprechen es aber kaum noch. Jugendliche und Kinder sind der angestammten Sprache nicht mehr mächtig.
Die Zapatisten unterrichten in ihrem Einflussbereich die alten Stammessprachen. Die zapatistische Schule in Buenavista Pachán ist jedoch inzwischen geschlossen und die Einrichtungen der Regierung kümmern sich in keiner Weise um kulturelle Werte der Bevölkerung.
Generelle Bedürftigkeit
Die Bevölkerung von Buenavista Pachán und seiner umliegenden Gemeinden ist rein landwirtschaftlich ausgerichtet. Das große Dilemma besteht darin, dass die Menschen dort Bauern sind, sich zur Landwirtschaft bekennen und auch im wesentlichen nichts anderes als Ackerbau gelernt haben, allerdings über kein Land verfügen um diesem Erwerbszweig nachzukommen.Die männlichen Einwohner verdingen sich zum großen Teil als illegale Saisonarbeiter zur Tabakernte in den USA. Der Tagelohn für die wenigen, die vor Ort Arbeit finden, betrug zu Projektbeginn durchschnittlich 50,00 Pesos (etwa 2,80 Euro). Die Fahrt im Sammeltaxi in die nächstgelegene Provinzstadt (z.B. zum Einkauf) kostete allerdings bereits 30,00 Pesos. In Buenavista Pachán gab es keine reguläre Schule.Die Gesundheitsversorgung lag in Händen empirischer Hebammen und einiger weniger, die sich mit einheimischen Heilpflanzen auskannten. Die Wasserversorgung war prekär und stützte sich auf natürliche örtliche Quellen. Sanitäre Einrichtungen waren praktisch inexistent, ebenso wenig gab es Einkaufsmöglichkeiten.
Aktueller Stand
Inzwischen wurde die Schreinerei von der Dorfgemeinschaft in Betrieb genommen. Das Projekt wurde damit 2012 beendet. Wie bei allen Projekten bemühen wir uns jedoch um regelmäßigen Kontakt, um das Weiterbestehen der Schreinerei zu sichern und somit einen nachhaltigen Einsatz unserer Spenden zu gewährleisten.
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