San Lorenzo befindet sich im äußersten Nordosten des mexikanischen Bundesstaates Hidalgo, an der Grenze zu den Bundesstaaten Puebla und Veracruz, in einer unzugänglichen Bergregion der Sierra Madre Oriental, etwa dreizehn Fahrstunden von Mexiko City entfernt.

Zielbevölkerung

Die Zielbevölkerung umfasst die ca. 5.000 Einwohner des Provinzortes San Lorenzo, sowie weitere 10.000 Einwohner mehrerer umliegender Bergdörfer. Die Bevölkerung gehört zum größten Teil zur Ethnie der Otomi-Tepehuas, die vor Jahrhunderten aus dem Zusammenschluss von Azteken und Totonaken in dieser Region entstanden ist.

Ausgangslage

Die betroffene Bevölkerung lebte bisher ohne jede medizinische Versorgung. Lediglich ungelernte Freiwillige boten Hilfestellung bei Notfällen an. Empirische Hebammen unterstützten bei Normalgeburten. Komplizierte Geburten wie bei Steißlagen u.a. blieben ohne fachgerechte Unterstützung und führten zu hohen Sterblichkeitsraten. Außerdem gab es eine weite Verbreitung von Magen-Darm-Erkrankungen, sowie von Infektionen der Atemwege. Die Trinkwasserversorgung war unzureichend; der Bewusstseinsstand der Bevölkerung hinsichtlich Hygiene und Krankheitsvorbeugung sehr dürftig. Zu Beginn des Projekts hatten 62% der erwachsenen Bevölkerung keinen Schulabschluss, 39% waren Analphabeten. 57% der Einwohner hatten keinen Zugang zu sauberem Wasser, 54% lebten in Behausungen mit Fußböden aus gestampfter Erde.

Maßnahmen

Mit Hilfe von Spendengeldern aus Deutschland konnte in San Lorenzo eine Krankenstation zur ambulanten medizinischen Versorgung sowie zur stationären Aufnahme von Notfallpatienten gebaut und eingerichtet werden. Die Ausrüstung sollte es ermöglichen, medizinische Dienstleistungen in den Grunddisziplinen Gynäkologie, Pädiatrie, Innere Medizin und Notfallchirurgie anzubieten. Die Krankenanstalt wurde mit bis zu drei Ärzten und entsprechendem paramedizinischem Personal ausgestattet. Auch ein Krankenwagen zur Überführung von Patienten in das nächstgelegene größere Hospital gehört mittlerweile zur Ausrüstung.

       

Verantwortlichkeiten

  • Zielbevölkerung: Im Sinne der „Hilfe zur Selbsthilfe“ musste eine aktive Teilnahme der Zielbevölkerung gegeben sein. Diese stellte im Ort San Lorenzo den Bauplatz zur Verfügung, außerdem Baumaterialien wie Sand oder Steine, sowie Arbeitskräfte.
  • Gesundheitsministerium: Das Gesundheitsministerium, die Secretaria de Salud, des Bundesstaates Hidalgo trägt die Betriebskosten des Hospitals, also Personalkosten, die Kosten für Verbrauchsmaterialien wie Arzneimittel, das Benzin für den Krankenwagen, etc.
  • Bezirksbehörde: Die Bezirksbehörde der Region, eine Art Landkreisverwaltung, übernimmt die Kosten für Strom- und Wasserversorgung, sowie der Abwasserbeseitigung.
  • Martin-Luther-Kirche, Würzburg: Die Gemeinde finanzierte den Bau der Krankenstation sowie einen Teil der Ausrüstung mit.
  • Stiftung „Hidalguenses con el Mundo“: Diese private mexikanische Stiftung unterstützt vor Ort im Bedarfsfall mit eigenen Mitteln die einheimische Bevölkerung. Die Stiftung garantiert außerdem die korrekte Abwicklung der deutschen Spendengelder.
  • Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen, UNFPA: Nach Absprache mit UNFPA in Mexiko City bestand die Möglichkeit von dort, im Rahmen der Hilfsprogramme der UNO, Ausrüstungsgegenstände für die Krankenstation zu bekommen.
  • Deutsche Botschaft in Mexiko: Nach Absprache mit der Deutschen Botschaft in Mexiko bestand die Möglichkeit, von dort einen einmaligen Finanzierungszuschuss zu erhalten.

Abwicklung vor Ort

Die Hauptverantwortung für Bau, Einrichtung und Inbetriebnahme der Krankenstation lag bei der Staatsregierung von Hidalgo und bei deren Gesundheitsministerium, der „Secretaria de Salud“. Die private Stiftung „Hidalguenses con el Mundo“, mit Sitz in der Hauptstadt des Bundesstaates Pachuca, wickelte kostenfrei und transparent die deutschen Spendengelder ab und bezahlte sie entsprechend dem Projektfortgang vor Ort aus. Die Stiftung beobachtete außerdem den Fortgang des Projektes und hatte die Aufgabe, bei Verzögerungen oder Unregelmäßigkeiten regulierend einzugreifen. Sie berichtete außerdem fortlaufend an die Spender in Würzburg.

Rechtsgrundlage

Bereits unmittelbar nach der Identifizierung des Projektes im August 2008 wurde noch in Mexiko von der Vertretung der Würzburger Martin-Luther-Kirche, sowie vom Gouverneur des Bundesstaates Hidalgo und dessen Planungsminister eine offizielle Absichtserklärung unterschrieben. Diese wurde später in ein detailliertes Abkommen übertragen, in dem die entsprechenden Verantwortlichkeiten sowie ein Zeitplan festgeschrieben wurde. Dem Kirchenvorstand der Würzburger Martin-Luther-Kirche stand es zu, die finanziellen Beiträge der Gemeinde zu bewilligen.

Entwicklungspolitische Bedeutung

Die Identifizierung des Projektes durch Vertreter der Würzburger Kirche vor Ort, sowie die Unterzeichnung einer offiziellen Absichtserklärung hatten einen unmittelbaren und deutlichen katalytischen Effekt. Die Staatsregierung von Hidalgo hat bereits im Anschluss daran den Bau und die Einrichtung des Landhospitals von San Lorenzo in ihre Haushaltsplanung für 2009 aufgenommen. Damit ist die Initiative der Martin-Luther-Kirche als entscheidender Stimulus für das Handeln der zuständigen Behörden und somit als klarer entwicklungspolitischer Erfolg zu bewerten. Es kann davon ausgegangen werden, dass ohne den Auftritt der Würzburger Delegation noch Jahre hindurch die zuständigen Behörden keine Maßnahmen in San Lorenzo ergriffen hätten, weil die dortige betroffene Bevölkerung über keinerlei Lobby verfügt. Außerdem hat der Besuch und das erwiesene Interesse der Deutschen vor Ort der betroffenen Bevölkerung Hoffnung und Mut gebracht und bereits damit einen deutlichen Anstoß im Sinne der „Hilfe zur Selbsthilfe“ gegeben.